Den inneren Bünzli überwinden
Zeit einem alten Bekannten Tschüss zu sagen...
Da sind wir nun, wir zwei Schweizer mitten im Balkan. Wer schon einmal hier war oder unseren Blog mitverfolgt weiss um die überwältigende Gastfreundschaft und die Hilfsbereitschaft der Menschen hier. Kaum erwähnt wird dabei aber eine etwas andere Eigenschaft, die wir in Mangel eines besseren Wortes Gelassenheit nennen könnte. Sie steht im krassen Gegensatz zu dem, was wir in der Schweiz als "Bünzlitum" kennen. Immer wieder überrascht es uns, wie anders die Menschen hier auf Situationen reagieren, als wir es von Zuhause kennen.
Ein kleines Beispiel: Auf der Suche nach einem speziellen Übernachtungsplatz fahren wir mit unseren Drahteseln eine kleine Landzunge entlang, an deren Ende sich eine kleine Insel befindet. Diese ist mittels Steg mit dem Festland verbunden. Als wir da ankommen ist dieser voll mit Fischern, die im seichten Wasser ihr Glück versuchen. So leicht lassen wir uns aber natürlich nicht von unserem Plan abbringen und schlängeln uns zwischen ihnen hindurch. Dies gestaltet sich aufgrund der hohen Absätze als ziemlich schwierig. Auf der Insel angekommen müssen wir feststellen, dass hier an eine Übernachtung nicht zu denken ist und so machen wir uns gleich wieder auf den Rückweg. Erneut müssen uns die Fischer ausweichen oder ihre Köder einholen, damit wir passieren können. Innerlich wartet man auf Aussagen wie: "Dies ist übrigens kein Fahrradweg" oder zumindest ein wortloses Augenverdrehen. Stattdessen werden wir gefragt, ob sie uns mit den Stufen helfen können und es wird gescherzt.
Diese Lockerheit treffen wir hier im Balkan immer wieder an. Sei es, wenn ein Ross mit Wagen die Strasse blockiert, der Bus etwas später fährt, weil der Fahrer noch einen Schwatz hält oder wir unser Zelt unter den Augen der Dorfkinder im Olivenhain aufstellen. Immer wieder erwischen wir uns, wie sich bei uns in solchen Situationen lautstark der innere Bünzli meldet. Doch wie erfrischend, wenn statt Grundsätzen und Korrektheit der Mensch im Zentrum steht. In diesem Sinne sind wir daran unseren inneren Bünzli zu überwinden und uns Stück für Stück von ihm zu verabschieden.