Eindrücke aus Albanien

Eine Abriss und einige kleine Einblicke in unsere Reise durch das noch eher unbekannte Albanien.

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Mit diesen nächsten Zeilen (es sind etwas mehr geworden dieses Mal) möchten wir euch einige Einblicke geben zum Reiseabschnitt in Albanien. Hier gab es wieder viel neues zu entdecken und einiges war anders als in der vorherigen Ländern.

Klischees. Wahrscheinlich fast jeder von uns in der Schweiz sesshaften Leuten hat gewisse Klischees im Kopf bezüglich Albaner. Wir haben diese definitiv. Zeit also zu klären, ob an diesen was dran ist. Und siehe da, die Adidas Trainerhose sowie auch der Mercedes sind Objekte, die uns sehr häufig begegnet sind, auch an unerwarteten Orten. So darf der Mercedes auch im Bergdorf nicht fehlen, wo vielleicht ein Jeep oder ähnliches praktischer wäre. Auch die Adiletten sind nebst der Trainerhose ein häufig gesehenes Objekt. Darüber mussten wir manchmal schmunzeln, da unsere Klischees klar bestätigt wurden. Wiederum wurden wir ständig gewarnt, dass der albanische Fahrstil besonders schlimm sei. Dies können wir überhaupt nicht bestätigen. Es wird ziemlich anständig gefahren in gemässigtem Tempo, natürlich sind waghalsige Überholmanöver hie und da ein Thema, aber im grossen und ganzen haben wir uns sehr sicher gefühlt auf den albanischen Strassen.

Strassen. Albanien ist das Land mit den schlechtesten Strassenverhältnissen bis anhin. Die wenigen Hauptstrassen sind in gutem Zustand, aber sobald es eine Nebenstrasse ist, welche wir häufig versuchen zu nutzen, sind die Verhältnisse deutlich schlechter. Ausserdem kann es auf dem Navi durchgehend als Hauptstrasse gekennzeichnet sein, in Wahrheit wandelt sich die asphaltierte Strasse plötzlich in eine hügelige Schotterpiste. Wer schnell sein will in Albanien, muss zwingend die Hauptstrassen nehmen, sonst kann es schnell abenteuerlich werden. So haben wir zum Beispiel einmal für 12km Aufstieg 4h benötigt, weil die Strasse in katastrophalem Zustand war. Es beinhaltete viel Schieben beim Aufstieg und die Abfahrt war eine wahre Singletrail Strecke. Zum Glück haben unsere Fahrräder gutes Profil, so dass Gepäck und Fahrer heil das Ziel erreichten. Es wird fleissig am Strassennetz gebaut, in ein paar Jahren sieht die Situation wahrscheinlich wieder ganz anders aus.

Aufbruch.  Die Geschichte des Landes ist eine komplett andere als die der Ex-Jugoslawischen Länder. Bis 1992 wurde Albanien von einer kommunistischen Diktatur regiert, welche das Land komplett von der Welt abschottete. Nachdem sich die Grenzen geöffnet haben, scheint nun die Hoffnung zurückgekehrt und der wirtschaftliche Aufschwung ist spür- und sichtbar. Trotzdem ist im Vergleich zu den anderen Ländern, welche wir bis jetzt durchradelt haben noch ein deutlicher Rückstand zu spüren was Infrastruktur usw. angeht. Es erklärt vielleicht auch ein wenig, weshalb in Albanien noch besonders viel Abfall überall herumliegt.

Bunker. Diese Relikte aus früheren Zeiten sind noch im ganzen Land zu finden. Während des sozialistischen Regimes wurden um die 200'000 Stück gebaut, da die Regierung grosse Angst hatte vor ausländischen Angriffen. Wir haben hin und wieder einen entdeckt während unserer Reise durch Albanien. Manche sind noch  ziemlich intakt, andere zerstört, unterspült, dienen als Stall für Tiere, sind bemalt oder werden langsam überwuchert von Pflanzen. In Tirana kann man den grössten Bunker besuchen. Dort wäre Platz gewesen für die gesamte Regierung, verwendet wurde er nie. Die Grösse des Bunkers ist auf jeden Fall sehr beeindruckend.

Gastfreundschaft. Wie schon in den vorherigen Ländern erfuhren wir eine grosse Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft im ganzen Land. Zwar können nicht sehr viele Leute Englisch und insbesondere in den ländlichen Regionen beschränkt sich der Wortschatz auf ein "Hello". Dies ist aber kein Hinderungsgrund für die Leute, mit uns das Gespräch zu suchen. Wir werden häufig angesprochen und mit Händen und Füssen tauschen wir ein paar Sätze aus. Ausserdem werden wir fleissig angefeuert und wenn wir mit fragender Mine irgendwo rumstehen, wird uns stets Hilfe angeboten. Bezüglich Begegnungen gibt es noch eine speziell zu erwähnen. In einem früheren Blog über Kroatien schrieben wir von Pablo, dem pilgernden Schweizer. Per Zufall entdecken wir in kurz nach Tirana an einer Strassenkreuzung wieder. Währenddem wir mit dem Fahrrad viele Abstecher gemacht haben, läuft er meist den direktesten Weg, so dass wir uns nochmals treffen, welch Zufall. Wir sind beeindruckt über seine Leistung und drücken ihm die Daumen, dass er weiterhin durchhält und sein Ziel erreicht.

Kontakte. Nachdem wir zu Beginn in Albanien eher wenig Leute treffen, mit denen wir wirklich ins Gespräch kommen, sehnen wir uns nach einem Austausch mit anderen Leuten. Wir zwei plaudern ja sehr gerne zusammen, aber wir freuen uns auch immer über neue Bekanntschaften und andere Gesprächspartner zur Abwechslung und Inspiration. Wir suchen Strategien, um wieder mehr Kontakte zu knüpfen und siehe da, plötzlich ändert sich unsere Lage. Wir übernachten in Tirana und Gjirokaster in Hostels, wo sehr gesellige Atmosphären herrschen und treffen beim Wildcampen andere Camper und Vanlifer, mit welchen wir gemütliche Abende verbringen. Eine bleibende Begegnung ist die mit einer Schweizerin und ihrem 4 jährigen Sohn. Die beiden sind sind ebenfalls mit den Fahrrädern unterwegs und wir sind mächtig beeindruckt wie sie dies meistern. Der kleine hat die Freude am Fahrradfahren jedenfalls nicht verloren, im Gegenteil. Am liebsten dreht er vor Abfahrt und nach Ankunft am Übernachtungsplatz noch Extrarunden und fährt schon wie ein kleiner Mountainbiker.

Lieblingshostel. In Albanien haben wir auch unser bis bisheriges Lieblingshostel entdeckt, das Stone Hostel in Gjirokaster. Es liegt in der kleinen aber schönen Altstadt und ist liebevoll bis ins Detail gestaltet. Jeden Morgen gibt es ein reichhaltiges Frühstück, inklusive einer süssen Leckerei, welche die Besitzerin täglich frisch bäckt. Alle essen an einer grossen Tafel, so dass man leicht ins Gespräch kommt mit anderen Gästen. Es herrscht ein friedliche und familiäre Atmosphäre, so dass wir uns zwei Ruhetage gönnen. Wir haben uns so wohl gefühlt, dass wir einen Zopf gebacken haben, wie Zuhause.

Wildcampen. Albanien ist das erste Land auf unserer Route, wo Wildcampen offiziell erlaubt ist. Obwohl bis anhin nie Probleme hatten, gibt es trotzdem etwas Entspannung beim Übernachtungsplatz suchen. Wir spüren auch, dass wir seit der Abreise fitter geworden sind und eher einen kleinen Abstecher in Kauf nehmen, um einen schönen Übernachtungsplatz zu finden. So schlafen wir neben Olivenhainen, wo wir von den Dorfkindern interessiert beobachtet werden, nächtigen direkt am Meer oder am Fluss, wo die Hirten am Abend ihre Herden zum tränken hinführen. So erhaschen wir immer wieder kleine Einblicke in den Alltag der Einwohner und dürfen an wunderschönen Orten unser Zelt aufstellen.

Landschaft. Auch Albanien ist ein hügeliges Land, wir sammeln weiterhin fleissig Höhenmeter. Mehrheitlich fahren wir im Landesinnern, nach dem Abstecher in die Berge bewältigen wir eine langweilige Strecke von Shkoder nach Tirana. Eine breite, staubige, vielbefahrene Strasse durch eine unspektakuläre Landschaft führt in die Hauptstadt. Die grösseren Städte wie Tirana oder Shkoder sind lebendig und aufstrebend, die alten Städte wie Berit oder Gjirokaster hübsch und gut erhalten. Wo es hügelig ist, sind häufig auch Schluchten vorhanden. Eine davon ist die Osumi Schlucht, für welche wir extra einen Umweg gefahren sind. Von der Küste haben wir nicht so viel gesehen, aber das Meer ist klar und schöne Farben, die Strände werden immer mehr überbaut, leider meistens mit grossen Hotelbunkern.

Ende. Das wars mit Albanien. Wir verlassen das Land in Richtung Griechenland. Einige Wochen haben wir in diesem hier verbracht und es hat sich definitiv gelohnt. In diesem Land hat man noch die Möglichkeit, un- oder wenig bekannte Ecken zu entdecken und durch die freundlichen Einwohner wird es einem leicht gemacht.