Eintritt hier, Sehenswürdigkeit da
Einmal im Kreis vorbei an Meer, Bergen, Städten und Kaffeeautomaten. Das sind unsere Eindrücke vom Roadtrip durch Bulgarien.
Es geht los. Wir verabschieden uns in Gorna und fahren in Richtung Osten. Wir haben uns einen kleinen Roadtrip durch Bulgarien zusammengestellt und pünktlich auf unsere Reise wird auch das Wetter besser. Bis anhin war es häufig neblig und grau, nun soll die ganze Woche die Sonne scheinen und die Temperaturen sind trotz Winter angenehm mild mit ca. 8-10°C.
Einen ersten Stopp legen wir oberhalb von Shumen ein. Wir waren bereits einmal hier während unseres 6 wöchigen Aufenthalts und bereits damals hat ein riesiges Monument auf dem Hügel unsere Aufmerksamkeit erregt. Die Propaganda aus kommunistischer Zeit hat unübersehbare und eindrückliche Spuren hinterlassen im Land. Das Denkmal wurde 1981 eingeweiht, zur Feier der Gründung Bulgariens vor 1300 Jahren. Ein imposantes Bauwerk aus 50.000 Kubikmeter Beton und 70m hoch, für die die etwas mit Zahlen anfangen können. Wir sind beeindruckt von der Wucht dieses Baus und unsere Diskussionen drehen sich einmal mehr um den Kommunismus. Wir bezahlen das erste Mal Eintritt. Nach einem dürftigen Mittagessen geht es weiter ans Meer.
Die Bulgarische Küste am Schwarzen Meer ist bekannt für All-inclusive Urlaub in grossen Hotelanlagen, also überhaupt nicht unser Ding. Trotzdem wollen wir die Küste besuchen, es muss ja was dran liegen das diese so beliebt ist. Auf dem Weg machen wir noch einen kurzen Stopp bei einem in die Felswand geritzten Reiter. Der Besuch liegt am Weg, darum geben wir dem ganzen eine Chance. Wir bezahlen ein zweites Mal Eintritt.
Varna, eine pulsierende Stadt am Meer ist unsere Destination für den Abend. Leider sind grosse Parkplätze Mangelware und so kreisen wir zuerst länger durch die Strassen, bis wir einen Platz finden. Die dunkeln Stunden verbringen wir gerne in der Stadt, wo noch etwas los ist. Happy, eine Restaurantkette, mit der grössten Speisekarte die wir jemals gesehen haben, ist einmal mehr unsere Rettung (Gesamthaft haben wir während unseres Bulgarien Aufenthalts 3x dort gespiesen). An dieser Stelle sei eine besondere bulgarische Auffälligkeit erwähnt: Kaffeeautomaten. Es gibt sie zahlreich und überall. Teilweise sieht man drei oder vier Stück von einer Position aus, sehr eindrücklich... Für die Nacht fahren wir eine Stunde in den Norden zu einem Kap. Unsere Vorstellung: einsames Kap, abfallende Klippen, Meer, Wind, morgens schöner Sonnenaufgang, Natur pur. Die Realität: einsames Kap vorgelagert vor einer riesigen Windkraftanlage, viele alte Ruinen, Meer, Wind, Kapspitze voll militärischer Anlagen. Egal, wir platzieren unser Zelt direkt neben Ruinen und schlafen trotz allem bestens. Tagsüber bezahlt man auch hier Eintritt.
Ein kleiner Besuch an einem einsamen Strand und dann verlassen wir das Meer wieder. Richtig überzeugen konnte uns die Region nicht, aber es ist sicher auch nicht gerade die Jahreszeit für Badeurlaub. Unterwegs ein kurzer Stopp bei säulenartigen Steinformationen. Es liegt am Weg und so entscheiden wir uns für einen kurzen Halt. Wir bezahlen Eintritt. Weiter geht es zu einer Burg auf einem Plateau. Wir bezahlen Eintritt. Unser eigentliches Ziel ist ein Felsenkloster, welches durch einen Spaziergang erreichbar sein soll. Tatsächlich finden wir dieses nach ca. 30min laufen. Eine verrostete Brücke führt zu Eingang. Da wir andere sehen, die auch über die Brücke laufen vertrauen wir den verrosteten Strängen und wagen uns über die Brücke. Das Felsenkloster ist klein aber die Vorstellung, dass hier früher Menschen lebten, imponiert uns genauso wie die ungesicherten Fenster direkt über der Felswand. Überraschenderweise bezahlen wir keinen Eintritt.
Der nächste Tag beginnt mit einer langen Autofahrt. Vielen Dank an dieser Stelle an McDonalds, welcher bereits 130km im Voraus mit Plakaten angekündigt wird. Ein echtes Highlight bei langen Autofahrten. Bis anhin hielt sich unsere Begeisterung für Bulgarien in Grenzen. Alles was wir gesehen haben war schön und interessant, aber hat uns nicht aus den Socken gehauen. Plowdiw ist da was anderes. Wunderschöne alte Häuser, herzige Gassen, gute Restaurants und ausgedehnte Fussgängerzonen erfreuen unser Herz. Es ist eine der ältesten Städte in Europa und wurde von uns als Lieblingsstadt Bulgariens gekürt. Viele der alten Häuser sind renoviert und können besichtigt werden. Man bezahlt Eintritt.
Die "Wonderful bridges" mitten in den Rhodopen, einer Bergkette, sind Ziel unseres nächsten Tages. In Bulgarien gibt es viele Höhlen und Gesteinsformationen und dies ist eine davon. Die Zubringerstrasse ist teilweise eine Herausforderung durch vereiste Abschnitte, aber wir gelangen heil zum Ziel. Nach 2h Fahrt durchs Niergendwo sind wir einmal mehr überrascht. Mitten in der Natur weit weg von der Zivilisation hat es Souvenirstände und eine Touristeninformation. Glücklicherweise ist ja komplett Nebensaison und es hat kaum Leute, aber im Sommer sieht es wohl ganz anders aus. Auf dem Parkplatz kochen wir mit unserem Gaskocher noch ein Zmittag, was ein paar erstaunte Blicke auf sich zieht. Die natürlichen Felsbrücken sind tatsächlich imposant und lassen uns staunen. Wir versuchen, die Dimensionen auf Fotos festzuhalten, was nur mässig glückt. Der Tag in der Natur tut uns gut und das Wetter spielt wunderbar mit.
Nach dem Wandern das Vergnügen oder so. In Welingrad geniessen wir zwei Nächte in einem Hotel mit Spa Bereich. Dies ist kein Zufall. In und um Welingrad hat es bist zu 90 Mineralwasserquellen, weshalb der Ort ein beliebtes Ziel für Wellnessliebhaber ist. Zu diesen zählen wir zwar nicht unbedingt, aber zwischendurch ist es durchaus was Schönes.
Bevor wir zurückreisen nach Gorna und unseren kleinen Bus zurückgeben legen wir einen letzten Halt ein, das Rila Kloster. Klöster sind in Bulgarien keine Seltenheit, es gibt 211 Stück davon. Wir haben täglich Beschilderungen gesehen, die zu irgendeinem Kloster führen aber das Rila Kloster ist das grösste im ganzen Land. Und nach dem Besuch können wir sagen, wahrscheinlich auch mit Abstand das schönste. Wir lassen die Bilder sprechen. Und das Beste, man bezahlt keinen Eintritt...
Ja das mit diesen Eintritten bleibt uns in Erinnerung. In keinem Land bis jetzt wurde so viel Profit gemacht mit jeder noch so kleinen touristischen Attraktion. Die Preise sind zwar nicht teuer, aber es wird teilweise auch kaum etwas gemacht zur Erhaltung oder an Infrastruktur. Die Bulgaren haben gelernt, damit umzugehen. Sie kennen einfach die Wege neben der Kasse vorbei, so dass sie gratis reinkommen, aber irgendwie fehlt uns ein bisschen die Dreistigkeit. Es hat uns manchmal geärgert, für jede noch so kleine Attraktion zu bezahlen, gleichzeitig sind wir nur einmal da und wenn man dann schon vor der Türe steht, geht man ja irgendwie doch nicht mehr zurück.
So endet unser Bulgarien Abenteuer in Gorna. Ein letzter Besuch im Kafi Samurai, ein definitiver Abschied im Obdachlosenzentrum, ein Tschüss an unser Büsli und dann steigen wir in den Bus Richtung Sofia. Dort schlagen wir uns die Zeit um die Ohren bis am Abend der Bus fährt, welcher uns nach Istanbul bringt.
Bulgarien war ein interessanter Abstecher für uns. Das Land unterscheidet sich nochmals stark von den vorher besuchten Ländern, was wohl auch viel mit der Geschichte zu tun hat. Uns hat Bulgarien gefallen, aber wie schon erwähnt nicht aus den Socken gehauen. Wir glauben aber auch, dass es viel mit der Jahreszeit zu tun hat. Die grauen kühlen Tage und die blätterlosen Wälder (von denen es sehr viele gibt) geben eher ein tristes Bild ab und im Sommer wäre dies wohl ganz anders. Wer weiss, vielleicht kehren wir irgendwann zurück und schauen uns das Land im Sommer an. Istanbul und somit die Türkei rufen. Wir freuen uns riesig. Aber es kommt alles anders als ursprünglich geplant. Aber mehr dazu dann im nächsten Beitrag.