Grosse Namen

Da sind wir nun. Inmitten der wohl bekanntesten Touristenattraktionen Patagoniens. Können sie die Versprechen halten?

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Prolog.
Vor uns liegen die touristischen Höhepunkte Patagoniens. Und auch das Wetter spielt nach längerem Aussetzer endlich wieder mit. Voller Vorfreude fahren wir zum Eingang des "Torres del Paine", wo wir noch einmal übernachten wollen, um am nächsten Tag zeitig mit der Erkundung dieses Nationalparks zu beginnen. Doch während dem Abendessen die unangenehme Überraschung. Beni entdeckt tropfendes Öl unter dem Auto. Nach einer kurzen Analyse zeigt sich, dass dieses bei laufendem Motor unter dem Ölfilter hervordringt. Schnell messen wir den Ölstand. Dieser ist gerade noch so im grünen Bereich, verbietet aber eine Weiterfahrt. Was nun? Während den vergangenen rund 12'000km hatten wir mit dem Öl keinerlei Probleme. Allerdings liegt der letzte Service bei einer offiziellen Toyota Garage nur etwa 350km zurück. Dort wurden das Öl und der Ölfilter gewechselt. Der Verdacht liegt also nahe, dass dort irgendetwas nicht korrekt ausgeführt wurde. Doch alles werweissen nützt jetzt nicht, Lösungen müssen her. Es führt kein Weg daran vorbei, am nächsten Tag noch einmal nach Puerto Natales zum nächsten Mechaniker zurückzufahren. Doch leider haben wir kein extra Öl mit dabei, welches uns dies ermöglichen würde. Klingt etwas naiv? Ist es auch, aber daran lässt sich nun auch nichts mehr ändern. Die Ranger am Parkeingang können uns nicht helfen und sämtliche Touristen, die wir ansprechen, sind ebenfalls ohne extra Öl unterwegs. Schlussendlich entscheiden wir uns, dass Beni per Autostopp Öl kaufen geht. Schon nach wenigen Minuten wird er von einem schwedischen Ehepaar mitgenommen, dass ihrerseits bereits mit dem Ersatzreifen unterwegs ist und diesen baldmöglichst austauschen will. Autoprobleme gehören bei diesen Strassen einfach zum Alltag. Nach rund eineinhalb Stunden Schotterpiste und fünf Minuten Ölkauf geht es wieder in die andere Richtung. Diesmal mit einem jungen amerikanischen Paar. Bevor es Beni jedoch einsteigen lässt, fragt es ihn, ober er auch wirklich keine Waffen bei sich trage. Tut er nicht, und so ist er weitere eineinhalb Stunden später zurück bei Sara und Javier. Öl einfüllen und schon geht es erneut nach Puerto Natales, diesmal mit den eigenen vier Rädern. Beim Mechaniker ums Eck zeigt sich innert Minuten das Problem, ein falscher Ölfilter. Er selber schüttelt nur den Kopf über den Dilettantismus der Toyota Garage. Der passende Filter hat er zum Glück an Lager und so sind wir kurz darauf wieder fahrtüchtig. Zum vierten und letzten Mal an diesem Tag nehmen wir die nun allzu bekannte Strecke unter die Räder und klappen unser Dachzelt wieder am selben Ort wie Tags zuvor auf. Auch so kann man seine Tage verbringen.

Torres del Paine.
Im bekanntesten Nationalpark Chiles gibt es viel zu sehen und auch sehr schöne Mehrtageswanderungen. Diese sind jedoch so beliebt, dass die teuren Campingplätze bereits weit voraus gebucht werden müssen. Da wir unsere Flexibilität nicht aufgeben wollten, haben wir dies nicht getan. Wir planen, ein paar weniger begangene Routen zu machen und dann den Höhepunkt, die "Torres" als Eintageswanderung zu machen. Die Landschaft, durch die wir nun mit unserem Auto kurven ist, einmal mehr, atemberaubend. Wunderschöne Berge, riesige Gletscher und tiefblaue Seen. Es scheint wie eine kondensierte Version der Carretera. Wir sind überwältigt von der Schönheit, die uns hier, auf den letzten Kilometern in Chile, noch einmal erwartet. Auf der ersten Wanderung begegnen wir nur wenigen Menschen, darunter drei Polizisten, die sich in Uniform und mit Dienstwaffe den steilen Weg hochkämpfen. Auf Nachfrage erfahren wir, dass sie aus Santiago kommen und wärend der Sommermonate die Parkranger unterstützen. Definitiv kein schlechter Arbeitsplatz. Unsere Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz des Besucherzentrums. Wir sind nicht die einzigen, denn es ist so ziemlich die einzige Möglichkeit im Park, gratis zu übernachten. Auch soll es für uns nur eine kurze Nacht werden, denn um halb drei Uhr morgens machen wir uns auf den Weg zu den "Torres". Gerne wollen wir dort den Sonnenaufgang geniessen. Im Licht unserer Stirnlampen steigen wir hoch und sind etwas überrascht, als wir mit den ersten Sonnenstrahlen oben ankommen. Denn uns erwarten hier bereits dutzende Menschen, die denselben Gedanken hatten. Aber es hat mehr als genug Platz und so geniessen wir die Aussicht. Wobei geniessen vielleicht ein wenig übertrieben ist, denn es ist sehr kühl hier oben und so machen wir uns, wie die meisten, nach knapp einer Stunde bereits wieder an den Abstieg. Dieser eröffnet uns nun natürlich ganz neue Perspektiven, denn nun ist es ja hell. Mit diesem Highlight endet für uns vorerst unsere Zeit in Chile. Dankbar blicken wir zurück auf die vergangen Monate und sind natürlich gleichzeitig gespannt, was uns in Argentinien erwarten wird.

Perito Moreno.
Unser erster Stopp im Land des Weltmeisters ist El Calafate. Ein Ort, der vor allem als Ausgangspunkt für den Gletscher Perito Moreno bekannt ist. Dieser seines Zeichens ist Teil des Südlichen Patagonischen Eisfeldes, welches der drittgrösste Süsswasserspeicher der Welt ist. Auch gehört er zu den wenigen Gletschern, welche nicht zurückgehen, sondern relativ stabil bleiben. All dies, vor allem aber sein spektakuläres Kalben in eine Lagune, machen diesen Ort auf jeden Fall einen Besuch wert. So pilgern wir mit vielen anderen Touristen auf Holzstegen zu den zahlreichen Aussichtsplattformen. Von dort schauen wir gebannt den Bewegungen der riesigen Eismassen zu. Ein wahres Naturspektakel, welches sich hier vor unseren Augen abspielt. Wir können kaum genug kriegen, von den wunderschönen Eisformationen und den gewaltigen Ausmassen dieses Gletschers, der übrigens mehr als dreimal so gross wie der Aletschgletscher ist. Der imposante Anblick lässt uns die vielen anderen Touristen komplett vergessen. Zurück im Dorf wird es uns aber schnell zu viel und wir ziehen uns an einen Strand etwas ausserhalb zurück, wo wir die Nacht verbringen. Auch hier hat es wieder unglaublich viel Wind, was sich einige Kitesurfer zunutze machen. Mittlerweile haben wir für die Nächte eine Lösung gefunden, die uns den Wind trotzen lässt. Anstatt das Dachzelt aufzustellen, bauen wir unser zweites, kleines Zelt im Windschatten des Autos auf. Doch in dieser Nacht kommt noch ein weiteres Problem dazu. Der aufgewirbelte Sand wird durch das Mesh in unser Innenzelt gedrückt, so dass wir in einem Sandhaufen erwachen. Nach dem Aufstehen dann gleich die nächste Herausforderung. Wir brauchen wieder Argentinische Pesos. Da der offizielle Wechselkurs im Verhältnis zu jenem auf der Strasse unglaublich schlecht ist, lohnt es sich, die Kreditkarte stecken zu lassen und Dollar direkt zu tauschen. Eine zweite Lösung ist Western Union, welche sogar noch einen besseren Kurs anbietet. Dies ist natürlich den meisten Reisenden bekannt, weshalb die Nachfrage immer sehr hoch ist. Tags zuvor hatten wir nach einer Stunde anstehen aufgeben müssen, da kein Geld mehr vorhanden war. Darum wollen wir daher schon vor der Öffnungszeit bereit sein. Vor uns stehen trotzdem bereits etwa ein dutzend Personen. Einmal mehr warten wir geduldig und nach etwa drei Stunden halten wir tatsächlich wieder Argentinische Pesos in unseren Händen. Und dies gleich Bündelweise. Die grösste Note ist die 1000-Pesos-Note (ca. 3 Franken), welche aber nicht mehr verfügbar war. So müssen wir mit 500-Pesos-Noten vorlieb nehmen. Nachdem dieses Unterfangen erfolgreich geglückt ist und wir die Bündel sicher im Auto versteckt haben, entfliehen wir endlich den Massen und verlassen El Calafate.

Fitz Roy.
Nach einer ereignislosen Fahrt durch die argentinische Pampa, biegen wir endlich links ab in Richtung Berge. Eine schnurgerade Strecke führt auf die bekannte Bergformation um den Fitz Roy zu, an dessen Fusse der Ort El Chatén liegt. Hier erwartet uns ein ähnliches Bild, wie zuvor in El Calafate. Es wimmelt nur so von Menschen und aus den Bars dröhnen uns die Bässe entgegen. Wir suchen uns einen Platz auf einem der Campingplätze, da Wildcampen hier verboten ist. Jede noch so kleine Grasfläche wird als Camping angepriesen, wir entscheiden uns aber schlussendlich für einen grösseren, der wenigstens auch etwas mehr Infrastruktur bietet. Auch hier Dauerthema: der Wind. So kommt wieder unser kleines Zelt zum Zug. Wir legen einen Tag Pause ein, denn wir wollen danach wieder zum Sonnenaufgang beim Fitz Roy sein. Wir starten erneut um halb drei Uhr morgens. Als die Dämmerung einsetzt, zeigt sich die wunderschöne Landschaft um uns herum. Der Weg führt über eine Hochebene an Seen und Bächen entlang. Die Bergspitzen beginnen sich rot zu färben und verleihen dieser prächtigen Bergwelt etwas magisches. Nach dem letzten steilen Aufstieg stehen wir plötzlich vor ihm, dem Fitz Roy. Wer Beni kennt, weiss dass er diese Silhouette oft mit sich herumträgt. Sie ist nämlich die Vorlage für das "Patagonia" Logo. Definitiv ein imposanter Anblick. Trotz der Kälte harren wir etwas aus, um diesen Moment so richtig auszukosten. Es wird einen Moment dauern, bis wir wieder so richtig in die Berge kommen. Eigentlich hätten wir gerne noch eine spannende Mehrtageswanderung gemacht, aber aufgrund von einem Waldbrand ist die Strecke gesperrt. So verabschieden wir uns etwas früher als gedacht von El Chatén. Die grossen Namen Patagoniens haben durchaus etwas zu bieten!