Herausforderungen aller Art

Gewitter, Hunde und Mücken sind tägliche Herausforderungen, welche zu meistern sind. Nichts desto trotz ist uns auch auf dem Peloponnes das Lachen nicht vergangen.

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Die Fahrräder sind gepackt und wir haben uns im Aldemar und bei allen Bekannten verabschiedet um nach unserer Auszeit im Hotel wieder den gewohnten Velo Alltag in Angriff zu nehmen. Wie starten mit gemischten Gefühlen. Einerseits freuen wir uns, wieder die Welt zu entdecken mit unseren Fahrrädern, andrerseits ist es ein komisches Gefühl, alle Bekannten wieder zurück zu lassen. Es ist fast wie ein zweiter Abschied. Nach ein bis zwei Tagen sind wir wieder in unserer Fahrrad Reise Routine. Wir haben uns entschieden, den ganzen Peloponnes der Küste entlang abzufahren. Da die israelischen Grenzen weiterhin geschlossen sind, planen wir eine längere Zeit in Griechenland, weil hier die Temperaturen auch im Herbst noch Velo freundlich sind.

Auf dem Peloponnes geht es hügelig weiter, wie irgendwie schon unsere ganze Reise. Es wechseln sich Küstenstreifen mit hübschen Dörfchen ab, einige kennt Sara noch von einer Reise im 2004. Ausserdem durchqueren wir Olivenhaine ohne Ende und in diesen Landwirtschaftszonen machen wir immer wieder Bekanntschaft mit Hunden. Bis jetzt war dies nie ein Problem, obwohl es in allen Ländern (streunende) Hunde hatte. Doch in Griechenland sind sie deutlich aktiver. Sie rennen in vollem Tempo bellend auf uns zu, was jeweils ein beängstigendes Bild ist. Schlussendlich bleiben sie immer in 1-2m Abstand stehen bellen uns hinterher. Grosse Klappe, mehr nicht. Trotzdem immer wieder eine unangenehme Erfahrung, wo Coolness gefragt ist. Aber hey, wir haben noch alle Beine und unsere Saccochen haben keine Bissspuren.

Den ersten Finger (der Peloponnes sieht aus wie eine Hand mit 3 Fingern und einem Daumen) haben wir relativ schnell umradelt und haut uns nicht aus den Socken. Zum Start des zweiten Fingers wird das Wetter unbeständig. Die Luft ist schwül, die Kumulus türmen sich, der Donner grollt. Dieses Wetter ist herausfordernd für uns. Die Wahl des Übernachtungsplatzes muss gut überlegt sein, das Zelt ist leider kein sicherer Ort vor Blitzeinschlägen. Neben Kardamyli übernachten wir an einem einsamen Strand. Gegen Abend trifft von ein deutscher Vanlifer ein mit dem wir den Abend verbringen. Nachts gewittert es heftig. Der Deutsche musste seinen Van mitten in der Nacht umparken, sonst wäre er am Morgen im Schlamm festgesteckt. Auch am nächsten Abend suchen wir Schutz vor Gewitter und finden dies in einer geschlossenen Strandbar. Dort stellen wir uns Zelt unter dem Holzdach auf und haben so eine entspannte Nacht trotz düsteren Wolken. Übrigens ist der ganze Strand gesäumt mit Wohnmobilen, soviel zum Thema Wildcampen sei verboten... Und noch eine weitere Gewitternacht folgt sogleich, diesmal haben wir uns für einen Camping entschieden, dort sind wir meistens gut geschützt. Wir sind froh steht unser Zelt nicht dort, wo ein grosser Ast vom Baum stürzt während des Gewittersturms. Zum Glück kam niemand zu schaden. Diese Gewitterperioden halten uns auf Trab. Sie prägen unseren Tag und auch unsere Nächte.

Trotz des Wetters können wir die Streckenabschnitte geniessen. Der zweite und dritte Finger überzeugt mit wilden Landschaften, Dörfchen aus Steinhäusern, schweisstreibenden Aufstiegen und rasanten Abfahrten, hübschen Küsten und freundlichen Leuten. Als Beispiel ein Bauer, welcher uns während einer Pause irgendwo im nirgendwo mit Feigen, Trauben und Tomaten en masse beschenkt. Viel zu viel für uns zwei, wir verschenken einen Teil davon weiter auf dem Campingplatz. Leider sehen wir aber auch deutliche Spuren der Waldbrände dieses Sommers. Ganze Landstriche sind schwarz und verbrannt, welch trauriges Bild.

Nebst den Hunden erleben wir eine weitere tierische Herausforderung am Übergang vom zweiten zum dritten Finger. Wir radeln durch Orangen- und Mandarinenplantagen und können uns kaum retten vor Mücken. Überall hat es grosse Schwärme. Mund zu, Brille auf und "Gring ache u seckle" oder ähnlich. An diesem Tag fehlt es uns nicht an Proteinen. Abends postieren wir unser Zelt neben zwei Vans an einer windigen Stelle am Meer. Die beiden Paare sind ebenfalls aus der Schweiz und wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen. Am Morgen sieht es dramatisch aus. Der Himmel schwarz, der Wind stürmisch, das Meer unruhig. Perfekte Inszenierung für Fotos. Glücklicherweise kriegen wir nur einen kurzen Regenguss ab. Wir werden mit leckerem Frühstück verwöhnt und verabschieden uns dann von den Eidgenossen. Mit im Gepäck neu Aromat im Angebot - vielen Dank!

Im Süden des dritten Fingers liegt Elafonisos, eine kleine Insel nur 5min mit der Fähre vom Festland. Dort sei einer von Griechenlands schönsten Stränden. Hektik beim Beladen der Fähre. Weshalb ist für uns unverständlich, die Fähre ist nicht ansatzweise voll besetzt und wir sind absolut im Zeitplan aber man muss nicht immer alles verstehen. Auf der Insel übernachten wir auf einem Camping, der schon halb ausgestorben ist. Die Saison ist definitiv vorbei. Der Strand ist wirklich sehenswert aber aufgrund des erneut gewitterigen Wetters lassen wir das Baden weg. Nach dem kurzen Abstecher auf die Insel gehen wir zurück aufs Festland noch wenige Kilometer nach Neapole Boion. In diesem kleinen Ort (wovon wir kein einziges Foto haben) bleiben wir 4 Nächte in einem Airbnb. Wir gönnen uns einige Tage Ruhe und wollen einiges organisieren und klären. Die Vermieter wohnen direkt unter uns und sprechen kaum Englisch, was sie nicht davon abhält, uns bei jeder Begegnung zu fragen, ob alles okey sei. Wir sind bestens aufgehoben.

Am ersten Abend erhält Sara von der griechischen Behörde eine SMS mit einer Unwetterwarnung. Man solle unbedingt die Infos auf der Homepage lesen und sich entsprechend verhalten. Klingt nicht sehr gut. Es sind heftige Gewitter mit viel Regen angesagt die nächsten Tage. Wir sind dankbar, genau in diesen Tagen ein Dach über dem Kopf zu haben. Die Tage sind grau, nass und gewitterig. Selten war ein einfaches, wenig gemütliches Airbnb so ein Segen. Und so verbringen wir die Tage mit planen, Fotos bearbeiten, lesen usw. und warten auf unseren Gast, welcher uns schon bald besucht. Mehr dazu im nächsten Blog.