Lamastisch

Von der Hitze Kolumbiens in die kühlen Höhen Perus. Ein letztes Abenteuer steht an und wir können es kaum erwarten!

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Für den Abschluss unserer Weltreise haben wir uns ein ganz besonderes Highlight aufgespart, auf das sich besonders Beni schon lange riesig gefreut hatte. Dass unser Rückflug ab Peru geht kommt nicht von ungefähr, denn wir wollen da ein Trekking der besonderen Art machen. So fliegen wir also von Medellin nach Lima, um dort direkt den Bus in Richtung Berge, genauer Huaraz, zu besteigen. Nach dieser anstrengenden Reise, wir waren rund 24h unterwegs, sind wir dankbar dass wir die Unterkunft bereits vorgängig gebucht haben.

Überhaupt sind wir für einmal relativ gut vorbereitet. Da wir aufgrund des bereits gebuchten Rückflugs nicht mehr unbegrenzt Zeit haben, ein Novum für uns, waren wir bereits vorgängig in Kontakt mit einer lokalen Familie. Wir wollen uns nämlich Lamas als Lasttiere kaufen und mit diesen die Anden erkunden. Ja, ihr habt richtig gehört, Lamas! Der ursprüngliche Plan war es, in Zentralasien Pferde zu kaufen, wozu es aber nie kam und so werden es nun halt Lamas in Südamerika. Und lasst euch eins sagen: Wir sind nicht weniger begeistert!

Da Lamas aber auch in dieser Gegend nicht mehr ganz so verbreitet sind, wie man dies annehmen könnte, entschlossen wir uns, bereits vorgängig ein paar Dinge zu organisieren, damit wir dann relativ zügig loslegen können.

Wir werden herzlich empfangen von Jorge, welcher unter anderem ein Hotel betreibt in Huaraz, lange Zeit als Bergführer tätig war und sogar einige Jahre in Österreich gearbeitet hat in jungen Jahren. Ausserdem ist er der Chef der Assoziation, welche die Lamas besitzt, von welchen wir zwei kaufen werden. Ihm und seiner Schwiegertochter Yessica haben wir es zu verdanken, dass schlussendlich alles gut klappt. Die beiden sind engagiert und helfen mit allen Mitteln, dass wir unseren kleinen Traum umsetzen können. So finden wir in seinem Hotel ein Plätzchen für die erste Woche, während der das Training angesagt ist. Dafür heuern wir einen 'Lamero' an, der uns die wichtigsten Dinge zum Umgang mit Lamas beibringen soll. Bereits vorgängig hat er für uns zwei Lamas in den Bergen eingefangen und in sein Dorf gebracht.

So steigen wir denn bereits am nächsten Tag früh Morgens in einen Minibus um die rund 40-minütige Reise in eben jenes Dorf anzutreten. Dort angekommen bekommen wir zum ersten Mal die beiden Lamas zu sehen, die ziemlich nervös sind und sich immer möglichst weit weg von uns aufhalten wollen. Das kann ja heiter werden... Zuerst gilt es aber den Papierkram zu erledigen und die Lamas offiziell zu kaufen. Alles wird fein säuberlich notiert und nachdem das Geld abgezählt ist, werden Hände geschüttelt, ein kleine Zeremonie abgehalten und wir sind stolze Besitzer zweier Lamas. Wär hätte das gedacht. Danach brechen wir gleich zu einer ersten Wanderung auf. Die Lamas wollen sich von uns noch nicht so richtig führen lassen und die dünne Luft in dieser Höhe fordert uns ganz ordentlich. So kommen wir dann nachmittags völlig erledigt wieder in Huaraz an und sind froh in der Unterkunft etwas entspannen zu können.

Am nächsten Tag üben wir das Packen der Lamas, was diese gar nicht mal so lustig finden. Aufgrund von Corona und anderen Faktoren gab es in den vergangenen Jahren nicht viele Trekkings, so dass sich die Lamas diese Prozedur nicht mehr gewohnt sind. Mit viel Geduld geht es dann aber und wir lernen, wie die Kisten und Taschen mit den Seilen festgezurrt werden müssen, so dass sie gut sitzen und nicht verrutschen. Danach brechen wir erneut auf eine Wanderung auf, welche uns zu einer Lagune mit Flamingos führt. Die Landschaft gefällt uns richtig gut und lässt unsere Vorfreude auf die bevorstehende Tour noch einmal anwachsen.

Mit jedem Tag funktioniert das Packen etwas besser. Die Lamas gewöhnen sich langsam an uns und zucken auch nicht mehr bei jeder Berührung zusammen. Dafür werden die Wanderungen jetzt zunehmend länger und wir legen jeweils bedeutend grössere Distanzen zurück, als wir uns das vorgestellt hatten. Aber auch wenn es anstrengend ist, hilft es natürlich zur Vorbereitung auf die Höhen, die uns erwarten werden. Die Müdigkeit übermannt uns dann dafür meist auf der Rückfahrt mit dem Minibus, wo wir öfters einschlafen. Es sei denn, die Kapazität ist so ausgeschöpft, dass Sara mit einem Hocker im Gang vorlieb nehmen muss. Südamerika halt.

Nach drei Tagen mit den Lamas steht nun ein Ruhetag an. Im Dorf unseres 'Lameros' Alejandro findet eine wichtige Versammlung statt, so dass das Training für einmal ruhen muss. Wir nutzen die Zeit, um eine erste Einkaufstour über den lokalen Markt zu machen. Die wichtigste Station für heute ist jene bei der Veterinärapotheke. Was sehr steril tönt ist auch nicht mehr als ein Stand, wo wir aber einiges zu besorgen haben. Um die Lamas optimal auf die Tour vorzubereiten, bekommen diese noch extra Vitamine und Eisen. So kaufen wir Spritzen und die erforderlichen Präparate. Auch wenn der Verkäufer zuerst etwas irritiert ist, dass wir all das für unsere eigenen Lamas einkaufen, meistert Sara auch diese herausfordernde Konversation in Spanisch mit Bravour.

Zurück bei den Lamas, heisst es am nächsten Tag Spritzen verabreichen. Auch wenn sich Sara diese Tätigkeit grundsätzlich gewöhnt ist, hat sie dies bei Tieren doch noch nie gemacht, geschweige denn bei Lamas. Zuerst müssen unsere zwei Vierbeiner richtig fixiert werden. Dafür werden sie an den Ohren gehalten und der Hals in eine waagrechte Position gebracht. Ist das geschafft, sind die Lamas ganz ruhig und lassen die Prozedur über sich ergehen. Unter fachkundiger Anweisung gelingt es, Injektion vorzunehmen. Noch eine letzte Wanderung in Begleitung und wir sind bereit für die bevorstehende Tour!

Wir drehen eine letzte Runde auf dem Markt, packen unsere Kisten und gehen noch ein letztes Mal im Restaurant essen. Die Vorfreude ist riesig und gleichzeitig sind wir auch etwas nervös, ob mit den beiden Lamas auch alles klappen wird. Gespannt schlüpfen noch einmal unter unsere Decken, bevor das grosse Abenteuer früh am nächsten Morgen losgehen wird.