Wir, die Radlertruppe

Wir haben Besuch! Komm mit und lies selbst, was wir Tag für Tag erlebt haben zu Dritt unterwegs.

feature_image

Tag 1

An einem kühlen grauen Samstag Abend ist es nun also soweit, unser Besuch ist da. Sabi hat eine abenteuerliche Reise mit Flugzeug und Bus hinter sich und wir sind alle froh, sie und ihr Fahrrad im Süden des Peloponnes Willkommen zu heissen. Unser Ziel ist Athen, wo wir gemeinsam hin radeln werden. Wir freuen uns, die nächsten zwei Wochen zu dritt das Land zu bereisen. Das Timing ist perfekt. Nachdem es einige Tage viel geregnet hat und die Temperaturen etwas gesunken sind, ist nun wieder eine Schönwetterperiode angesagt.

Tag 2

Topmotiviert starten wir in unseren ersten Tag als Dreiergespann. Sabi's Fahrrad ist wieder zusammengesetzt, unser Gepäck gepackt, der Cappuccino getrunken, auf geht's. Von der Route gibt es nicht viel Neues zu erzählen. Wir fahren weiter mit hübschen hügeligen Landschaften. Wir fühlen uns wie eine kleine Radreisegruppe, wenn wir zu Dritt durch die Gegend düsen. Gegen Mittag erreichen wir Monemvasia, eine felsige Halbinsel an der Ostküste des Peloponnes. Auf der Halbinsel liegt ein hübsches kleines Dorf. Die schmalen Gasen sind gesäumt mit kleinen Shops und Restaurants. Der perfekte Ort für einen Mittagsrast. Einige Kilometer weiter liegt ein Strand, wo wir übernachten wollen. Wir sind nicht die einzigen. Es ist praktisch ein inoffizieller Campingplatz, es stehen bereits über 10 Camper und Vans am Strand.

Tag 3

Am nächsten Tag steht die Bergetappe an. Wir fahren durch eine wenig besiedelte Gegend und deshalb haben wir genug Vorräte gekauft, man weiss nie genau, wann die nächste Einkaufsmöglichkeit kommt. Wie immer ist das Ziel des Morgens, einen Ort zu finden wo wir einen Kaffee trinken können. Wir finden in einem kleinen Dorf eine unauffällige Bar. Mit wenigen Brocken Englisch kriegen wir unseren Kaffee und essen auch gleich den Lunch. Einmal mehr werden wir sehr freundlich empfangen und mit Früchten beschenkt. Immer noch beschäftigt uns das Wetter. In dieser bergigen Region ist das Wetter instabil, Sonne und Regen wechseln sich ab. Die Laune aber ist blendend, mit guter Musik in den Ohren strampeln wir den Berg hoch. Unterwegs müssen wir noch eine kleine Reparatur an Sabi's Fahrrad vornehmen, kein grosses Problem. Am Abend gestaltet sich die Schlafplatzsuche etwas schwieriger. Schlussendlich nächtigen wir direkt neben einer Kapelle am Dorfausgang. Im Verlauf des Abends kommt eine Gruppe Frauen vom Dorf vorbei. Wild gestikulierend wollen sie uns irgendetwas erklären im Sinne es wird kalt, regnerisch, gewitterig, wir wissen es bis heute nicht genau. Glücklicherweise hat die eine einen Schlüssel für die Toilette der Kapelle, so dass wir dann sogar ein richtiges WC zur Verfügung haben.

Tag 4

Die Nacht war eher kühl und wir sind froh, die Muskeln zu aktivieren und wieder Wärme zu produzieren. Der zweite Teil der Bergetappe steht an. Wir radeln durch Gegenden die an Kanada, die Toscana oder Nordeuropa erinnern, erleben wie ein Zicklein die Welt erblickt und sausen den Berg runter. Die Essensvorräte sind fast aufgebraucht, in keinem der Dörfer hatte es eine Einkaufsmöglichkeit. Umso glücklicher sind wir, zur Mittagszeit ein Dorf mit geöffnetem Restaurant zu erreichen. Ein typisch griechisches Essen zur Feier des Tages. Danach düsen wir den Berg runter und spüren deutlich, wie die Temperaturen wieder steigen. Wir sind zurück am Meer und übernachten Leonidio, einem richtigen Klettermekka.

Tag 5

Ein unaufgeregter Tag entlang der Küste. Gerne erinnern wir uns daran, welch Privileg es ist, solch schöne Strecken geniessen zu dürfen. Die Nacht verbringen wir erneut direkt am Strand, wo einzig eine Alarmanlage den Frieden stört.

Tag 6

Und dann geschieht es. Der erste Platten. Sabi's Fahrrad hat einen Dorn abgekriegt. Nun können wir doch noch unsere Reparatur Skills unter Beweis stellen und Beni meistert dies mit Bravour. Für die Nacht wollen wir auf einen Camping. Dieser sieht bei Ankunft völlig ausgestorben aus, wir sind nicht sicher ob er überhaupt noch geöffnet ist und der erste Eindruck wird getrübt, durch eine Pistole, die auf dem Tisch liegt. Bei näherer Betrachtung wird klar, dass es nur ein Spielzeug ist. Wir finden dann die Besitzerin, von uns auch Katzenmama genannt. Im Schlepptau hat sie immer mind. 7 Katzen und 2 Hunde, die ihr auf Schritt und Tritt folgen. Ein lustiges, auch ein bisschen irritierendes Bild für einige von uns.

Tag 7

Der nächste Tag startet wie die letzten erneut mit Sonnenschein. Wir nehmen die letzten Hügel in Richtung Meer mit unseren Drahteseln in Angriff. In Alt Korinth nehmen wir uns der Geschichte des Landes an und bestaunen etliche Steine und Ruinen, es sollten nicht die letzten sein während unserer Reise in Griechenland.

Tag 8

Am Morgen danach fahren wir nach Neu Korinth, eine lebendige Stadt mit gutem Kaffee. Beim Namen Korinth wird wohl den meisten vor allem ein Bild in den Sinn kommen, der Kanal. Genau diesen wollen wir uns auch anschauen. Einmal ein Meisterwerk, ist er heute leider nur noch ein Abklatsch seines einstigen Stolzes. Der Kanal müsste dringend saniert werden, die Wände sind einsturzgefährdet und an einer Stelle abgerutscht, die Brücke am nördlichen Ende funktioniert nicht mehr (sie wird unter Wasser gelassen damit die Schiffe passieren können) und somit ist der Kanal seit längerem nicht mehr befahrbar. Die Renovationen wären wohl sehr teuer und die meisten der heutigen Frachtschiffe sind sowieso zu breit für den Kanal und könnten nicht passieren. Wir fahren den ganzen Kanal ab und stellen uns vor, wie früher die Schiffe durchgefahren sind oder noch früher mit Manneskraft über Land von der einen auf die andere Seite gezogen wurden.

Tag 9

Wir sind schneller als gedacht unterwegs, weshalb wir nochmals südwärts stechen statt Athen direkt anzupeilen. Aegina, eine Insel, ist unser nächstes Ziel. Wir wollen zwei Nächte bleiben und die Insel erkunden.

Tag 10

Das Wetter ist für einmal nicht so schön, wir nehmen trotzdem unsere Drahtesel und fahren einige Kilometer auf der Insel in ein kleines Dorf. Dabei tappen wir wieder einmal in die Touristenfalle. Das Mittagessen ist teuer, das Essen eher mässig. Die Insel ist schön, aber haut uns nicht aus den Socken.

Tag 11-15

Hallo Athen. Unser Ziel ist erreicht. Von der kleinen ruhigen Insel mit der Fähre mitten in den Grossstadttrubel. Wir behaupten uns im Stadtverkehr und beziehen das Airbnb. Das Quartier ist ziemlich alternativ geprägt. Es ist keine weisse Wand zu finden, alles ist mit Graffitis versprayt, die einen mehr, die anderen weniger sehenswert. Die Stadt ist sehr lebendig, es hat unzählige Restaurants und Kaffees und viele Ruinen und Steine. Allen voran natürlich die Akropolis, die auch wir besuchen. Am 28.10. ist in Griechenland ein Feiertag und einer der wenige Tage im Jahr, wo die Akropolis gratis besucht werden kann. Unser Reisebudgets freuts und weils so schön war, gehen wir am Abend nochmals hoch, um die letzten Sonnenstrahlen einzufangen. Im Panathenaic Station fühlen wir uns wie Olympioniken und in der Rooftop Bar geniessen wir einen Drink. Die Tage gehen vorbei und gegen Ende merken wir alle, dass es nun genug Stadt war für uns. Für Sabi bedeutet es am Samstag Koffer packen, Fahrrad auseinander schrauben und zurück in die kalte Schweiz. Vielen Dank für deinen Besuch, es war eine wahre Freude, dieses Abenteuer mit dir zu teilen.

Für uns heisst es, noch zwei Tag in Athen ausharren, bevor wir bereits den nächsten Besuch Willkommen heissen dürfen.