Zeit, Abschied zu nehmen

Wieder zurück in Chile geht es schnell südwärts. Nach 9 Monaten müssen wir unserem treuen Begleiter Javier Lebewohl sagen. Damit geht eine weitere Etappe unserer Reise zu Ende. Zeit zurückzuschauen.

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Die letzte Grenze, welche wir mit Javier überqueren liegt am Ende der Lagunen-Route auf knapp 4500 Metern über Meer. Mittlerweile kennen wir den Prozess im Schlafe und auch diesmal klappt alles ohne Probleme. Da sind wir also wieder zurück in Chile. Wir wissen, bald ist es an der Zeit, von Javier Abschied zu nehmen. Dennoch wollen wir hier noch ein paar Tage verbringen, bevor wir endgültig südwärts fahren. Vor uns liegt nämlich San Pedro de Atacama, ein ziemlich bekannter Ort hier in Chile, den wir schon lange auf der Liste hatten. Er liegt auf einem Hochplateau und ist umgeben von Wüste, Salzseen, Vulkanen, Geysiren und Lagunen. Es gibt also mehr als genug zu sehen.

Wir entscheiden uns, etwas ausserhalb des Trubels auf einem ruhigen Campingplatz unser Lager aufzuschlagen. Genau diese Freiheit, welche uns das eigene Auto gibt, werden wir schon sehr bald vermissen. Auch machen wir uns gleich einen Freund. Der Camping-Hund will bespasst werden, und als gute Nachbarn können wir da natürlich nicht untätig bleiben. So weicht er dann auch kaum von unserer Seite und verfolgt neugierig mit, was wir alles so machen. Es ist aber auch nicht auszuschliessen, dass es zumindest partiell daran liegt, dass Beni sein Lieblingsspielzeug in einen Baum schiesst und es erst nach einer grösseren Rettungsaktion wieder runterbringt...

Der erste Ausflug gilt den "Lagunas Escondidas de Baltinache", drei extrem salzhaltige Wasserlöcher inmitten der Wüste. In einem davon kann man sogar baden, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Das Bad muss aber schwer verdient werden, denn der Weg dahin ist einmal mehr unglaublich mühsam. 70 Kilometer auf schlechter Strasse. Dennoch nehmen wir die Mühen auf uns und geniessen das Treibenlassen auf dem Wasser dafür umso mehr. Trotz den Gebühren, die man am Eingang bezahlt gibt es hier keine Duschen, weshalb wir sehr dankbar um unsere Campingdusche sind. So können wir wenigstens das gröbste Salz wieder loswerden.

Am nächsten Tag steht bereits der letzte Ausflug an. Diesmal geht es zu den Lagunen Miscanti und Miñiques. Irgendwie ein passender Abschluss, denn in den letzten Monaten durften wir diverse Lagunen besuchen und einmal mehr geniessen wir diese spezielle Landschaft. So stellt man sich das Titelbild eines Reiseprospekts für diese Gegend vor. Und da dürfen natürlich auch die obligaten Guanacos nicht fehlen. Auch wenn der Nationalpark hier sehr klein ist, wollen wir ein paar Schritte zu Fuss gehen und stellen unser Auto bei der einen Lagune ab, um auf dem markierten Weg die zweite aufzusuchen. Dort angekommen wird uns sehr deutlich gesagt, dass wir gerade etwas unerlaubtes gemacht hätten. Der einzig richtige Weg wäre gewesen, alles mit dem Auto zu fahren - im Naturschutzgebiet notabene... Wir können nur schmunzeln und da unser Auto ja immer noch an der anderen Lagune steht, bleibt uns nichts anderes übrig als auch wieder illegal zurück zu spazieren. Finden wir nicht ganz so schlimm.

Nun heisst es schleunigst den Weg in Richtung Süden unter die Räder nehmen. Unser Auto haben wir online bereits seit längerer Zeit zum Verkauf ausgeschrieben und in Santiago wartet ein potenzieller Käufer. Und da auch der Rückflug in die Schweiz für den Juni bereits gebucht ist, spüren wir zum ersten Mal in diesen zwei Jahren etwas Zeitdruck. Trotzdem wollen wir die Fahrt auf mehrere Tage aufteilen, da es sonst einfach zu anstrengend und langweilig ist. So besuchen wir unterwegs noch Antofagasta, verbringen einen Tag beim Mechaniker, um das Auto noch einmal auf Vordermann zu bringen und kommen dann bereits in bekannteren Gefilden an. Am Anfang unserer Zeit in Chile hatten wir ja bereits einen Abstecher in den Norden gemacht und so wollen wir einen unserer schönsten Campingspots noch einmal aufsuchen. Dort angekommen treffen wir gleich auf drei deutsche Familien, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind. Da wir gesellen wir uns natürlich gerne dazu und geniessen die Zeit am Lagerfeuer, essen frisch gefangenen Fisch und bleiben gleich eine extra Nacht.

Bevor wir das Auto verkaufen können, muss dieses noch von offizieller Seite geprüft werden. Dafür kann man in Chile ohne Voranmeldung bei einer "Revision Tecnica" vorbeigehen, oder vielmehr -fahren. Wir sind etwas nervös, denn unser Javier musste doch so einige Rüttelpisten ertragen. Wir geben die Schlüssel ab und warten gespannt. Alles wird ausführlich geprüft und schlussendlich müssen nur die Leuchten der Rückfahrlichter ausgewechselt werden. Eine kleine Sache, die wir gleich ums Eck erledigen können. Zwar erwähnt der Beamte noch, dass unser Auto eigentlich nicht alle Bestimmungen erfülle, da zwei der Rücksitze zugunsten des Kühlschranks und Stauraum ausgebaut sind und der dritte keinen Sicherheitsgurt aufweist, dennoch gibt er uns die wichtige Bestätigung.

In Santiago angekommen geht es dann plötzlich sehr schnell. Nachdem es noch einmal gründlichst gereinigt wurde, zeigen wir unser Auto dem Interessenten, der sich aber leider für ein anderes entscheidet. Daraufhin landen wir wieder bei der Agentur, welche uns bereits beim Kauf geholfen hatte. Da es in der Nebensaison heraufordernd sein kann, einen Camper zu verkaufen, werden sie diesen einstellen und dann für uns verkaufen. Bei der Begutachtung fragt er uns, wie viel wir bezahlt hätten, um durch die "Revision Tecnica" zu kommen mit dem ausgebauten Rücksitz. Das da etwas Geld fliesst, ist hier ziemlich gängig. Wir sind aber froh, blieb uns dies erspart. Zwar hätten wir unseren Javier gerne persönlich weitergegeben, sind aber trotzdem froh, uns nicht weiter darum kümmern zu müssen und gleich weiterreisen zu können. Und so steht er nun in Santiago, während wir bereit sind, uns ins Backpacker Abenteuer Kolumbien zu stürzen.

Danke Javier für neun wunderbare Monate, während denen du uns ein kleines Zuhause gabst und uns auch auf scheinbar unmöglichen Wegen nie im Stich liessest. Wir werden immer gerne an dich, unser erstes Auto, zurückdenken!